Sonntag, 31. August 2025

BRICS gegen den Westen: Eine geopolitische Analyse - LZ

 

Entnommen: https://linkezeitung.de/2025/08/31/brics-gegen-den-westen-eine-geopolitische-analyse-von-pepe-escobar/


BRICS gegen den Westen: Eine geopolitische Analyse von Pepe Escobar

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 31. AUGUST 2025 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR


Von https://uncutnews.ch

In einer tiefgehenden Diskussion mit Richter Andrew Napolitano in der Sendung Judging Freedom am 28. August 2025 beleuchtet der renommierte Geopolitiker und Journalist Pepe Escobar die aktuellen Spannungen zwischen den BRICS-Staaten und dem Westen.

Das Interview, das sich mit zentralen Themen wie der Shanghai Cooperation Organization (SCO), dem Ukraine-Konflikt, den wirtschaftlichen Ambitionen der BRICS und der Haltung der USA unter Präsident Donald Trump befasst, bietet einen aufschlussreichen Blick auf die sich wandelnde globale Ordnung. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Punkte des Gesprächs zusammen, analysiert die geopolitischen Dynamiken und zitiert maßgebliche Aussagen Escobars, um die Bedeutung dieser Entwicklungen zu unterstreichen.


Die Bedeutung des SCO-Gipfels in Tianjin

Escobar beginnt das Gespräch mit einem Hinweis auf den bevorstehenden SCO-Gipfel in Tianjin, China, der am Sonntag und Montag nach dem 28. August 2025 stattfinden soll. Tianjin, ein bedeutendes industrielles und technologisches Zentrum nur 120 Kilometer von Peking entfernt, wird Schauplatz eines Treffens sein, an dem führende Staatschefs wie Wladimir Putin (Russland), Xi Jinping (China), Narendra Modi (Indien) und Masoud Pezeshkian (Iran) teilnehmen. Escobar betont die historische Bedeutung dieses Gipfels: „Everybody in Eurasia that matters including the top four. Putin, Xi, Modi and Pezeshkian from Iran.“

Die Anwesenheit von Modi, der nach sieben Jahren erstmals China besucht, markiert einen Wendepunkt in den indisch-chinesischen Beziehungen, die lange von Misstrauen geprägt waren. Escobar beschreibt dies als einen „India-China reset“, der die Einheit innerhalb der SCO und BRICS stärkt.

Die SCO konzentriert sich zunehmend auf wirtschaftliche Integration neben Sicherheitsfragen wie Terrorismusbekämpfung. Beobachterstaaten wie Afghanistan und die Mongolei sowie Partnerländer aus Südostasien werden ebenfalls anwesend sein, was die wachsende Bedeutung der Organisation für Eurasien unterstreicht. Escobar hebt hervor, dass die SCO und BRICS die „major players of the global south or what we can call also the global majority“ repräsentieren, was die Verschiebung der globalen Machtverhältnisse hin zur nicht-westlichen Welt verdeutlicht.

Trumps Politik und die Stärkung der BRICS

Ein zentraler Punkt des Interviews ist die Frage, ob Donald Trumps aggressive Rhetorik gegen die BRICS-Staaten diese nicht eher geeint hat. Escobar bestätigt dies eindeutig: „There’s no question about that. And the BRICS players are astonished at the turn of events.“

Er verweist auf die unerwartete Annäherung zwischen China und Indien, die durch einen Briefwechsel zwischen Xi Jinping und Modi eingeleitet wurde. Diese diplomatische Initiative führte dazu, dass Modi seine Teilnahme am SCO-Gipfel zusagte, was die Einheit der BRICS-Staaten weiter festigt.

Trump’s aggressive Haltung, insbesondere seine Drohungen mit Sanktionen und Handelskriegen, hat laut Escobar die BRICS-Staaten dazu veranlasst, ihre Zusammenarbeit zu intensivieren. Die BRICS-Staaten, die sich zunehmend als Vertreter der „globalen Mehrheit“ sehen, reagieren auf westliche Druckmittel mit strategischen Gegenmaßnahmen, wie etwa der Einschränkung von Exporten seltener Erden oder der Erschließung neuer Handelsrouten mit Afrika und Asien.

Der Ukraine-Konflikt: Kein Fortschritt in Sicht

Ein weiterer Schwerpunkt des Interviews ist der Ukraine-Konflikt und die jüngste Begegnung zwischen Trump und Putin in Anchorage, Alaska. Escobar stellt klar, dass dieses Treffen keinerlei Fortschritte im Friedensprozess gebracht hat: „Did the peace process in Ukraine gain at all by the meeting in Anchorage? No, not at all.“

Die russische Perspektive bleibt unverändert: Der Kreml sieht die „spezielle Militäroperation“ als notwendig an, um die Ukraine zu entmilitarisieren und zu „entnazifizieren“. Escobar betont, dass die russischen „roten Linien“, insbesondere die Ablehnung einer NATO-Präsenz in der Ukraine, von den USA nicht respektiert werden.

Die russische Enttäuschung über die Ergebnisse des Anchorage-Gipfels wird durch die Aussage verdeutlicht, dass die USA die russischen Sicherheitsbedenken nicht ernst nehmen: „They still don’t understand our red lines. So, we’ll continue to do what we’re doing.“

Die Idee einer europäischen Friedenstruppe in der Ukraine, die von westlichen Politikern ins Spiel gebracht wurde, wird von Escobar als „beyond Kafka“ bezeichnet, da sie eine weitere russische rote Linie verletzen würde.

Wirtschaftliche Interessen und der Arktis-Faktor

Ein weiteres Thema, das Escobar anspricht, ist das Wirtschaftsforum in Wladiwostok, das auf den SCO-Gipfel folgt. Dieses Forum konzentriert sich auf die Entwicklung des russischen Fernen Ostens und der Arktis.

Escobar hebt hervor, dass amerikanische Unternehmen, insbesondere im Energiesektor, ein starkes Interesse daran haben, in den russischen Markt zurückzukehren. Ein Beispiel ist Exxon, das aufgrund von Sanktionen das Sakhalin-Gasprojekt verlassen musste und Verluste in Milliardenhöhe erlitt. „Exxon left. They lost over $4 billion and they want to come back.“

Die Möglichkeit, dass amerikanische Firmen russische nukleare Eisbrecher kaufen könnten, wird als potenzieller „game changer“ betrachtet, auch wenn Escobar dies als derzeit unwahrscheinlich einstuft. Dennoch zeigt dies das Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Interessen und politischen Sanktionen, das die Beziehungen zwischen den USA und Russland prägt.

Die Normalisierung von Gewalt in Gaza

Ein besonders kritischer Punkt des Interviews ist Escobars Anklage gegen Trump wegen der Normalisierung von Gewalt und Völkermord in Gaza. Er verweist auf Trumps angebliche Unwissenheit über den israelischen Angriff auf das Nasser-Krankenhaus, bei dem Patienten, Ärzte und Journalisten getötet wurden. „How misinformed can you be as president of the United States? Or is he just lying?“

Escobar vermutet, dass Trump bewusst die Augen vor diesen Kriegsverbrechen verschließt, möglicherweise aufgrund von politischem Druck oder Kompromat.

Die mangelnde Kritik an Trump von Seiten alternativer Medien wie Tucker Carlson oder Clayton Morris wird ebenfalls thematisiert. Escobar sieht darin ein Zeichen für die moralische Krise des Westens: „The West, they buried their own six feet under establishment forever. They suicided themselves. Their credibility and their moral clarity is gone.“

Diese Aussage unterstreicht die tiefe Spaltung zwischen den Werten, die der Westen vorgibt zu vertreten, und seinen tatsächlichen Handlungen.

Fazit: Ein neuer globaler Machtkampf

Pepe Escobars Analyse zeichnet ein Bild einer Welt im Umbruch. Die BRICS-Staaten, angeführt von Russland, China und Indien, positionieren sich als Gegengewicht zum westlichen Hegemon, der durch interne Widersprüche und moralische Fehltritte geschwächt ist.

Der SCO-Gipfel in Tianjin und das Wirtschaftsforum in Wladiwostok sind Symbole für die wachsende Einheit und Stärke der „globalen Mehrheit“. Gleichzeitig zeigt die ausbleibende Kritik an Trumps Politik, insbesondere im Hinblick auf Gaza, die Krise der westlichen Glaubwürdigkeit.

Escobars Worte sind eine Mahnung an die Weltgemeinschaft, die Realitäten einer multipolaren Welt anzuerkennen. Die BRICS-Staaten sind nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch auf dem Vormarsch, während der Westen mit den Konsequenzen seiner eigenen Politik zu kämpfen hat.

Wie Escobar abschließend betont: „The real conflict is a dying Western order clashing with a multipolar world.“

Dieser Artikel basiert auf dem Transkript der Sendung Judging Freedom vom 28. August 2025 und integriert Escobars Einsichten in eine umfassende Analyse der aktuellen geopolitischen Dynamiken.

https://uncutnews.ch/brics-gegen-den-westen-eine-geopolitische-analyse-von-pepe-escobar/


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