Donnerstag, 4. Mai 2023

Dank Euch, Befreier! - RotFuchs, - Arnold Schölzel

 Entnommen:   https://rotfuchs.net/files/rotfuchs-ausgaben-pdf/2023/RF-304-05-23.pdf 


RotFuchs, Mai 2023


Dank Euch, Befreier! 

Den deutschen Faschismus warfen alle beteiligten Armeen der Alliierten nieder, die Hauptlast der Befreiung trug die Sowjetunion. Es war ein unter ungeheuren Opfern erkämpfter Sieg. Nur die Rote Armee aber sicherte in den von ihr befreiten Territorien eine Gesellschaftsveränderung, die eine Friedensperiode in Europa einleitete. Es waren keine idyllischen Zeiten, aber es gab auf diesem Kontinent keine neuen Trümmer- und Leichenberge – wohl aber imperialistische Überfälle und Völkermorde in Asien, Afrika und Lateinamerika. Mit ihnen sollte das Abwerfen von Kolonialismus, Ausplünderung und Rassenwahn verhindert werden. Auch das hatte mit dem 8. und 9. Mai 1945 zu tun: Der Sieg im Zweiten Weltkrieg stärkte die antikolonialen Befreiungsbewegungen und ihren Kampf gegen die zum Teil jahrhundertelange Unterjochung. Der Aufbau antifaschistischdemokratischer und sozialistischer Staaten in Europa war eng verflochten mit dem Entstehen politisch unabhängiger Staaten im „globalen Süden“, wie es heute heißt. Nicht wenige Befreiungsbewegungen erhielten wichtige militärische Hilfe von der Sowjetunion und ihren Verbündeten. Die Geschichte nahm seit 1945 einen neuen Verlauf.

Revolution und Konterrevolution lassen sich wissenschaftlich exakt bestimmen: Durch sie werden die Eigentumsverhältnisse verändert – vorwärts oder rückwärts. Die Folgen sind, wie wir heute wissen, jeweils absehbar: Frieden oder Krieg. Mit der konterrevolutionären Auflösung des sozialistischen Eigentums in der DDR und in Osteuropa endete die europäische Friedenszeit abrupt. Eine neue Ära von Krieg und Kriegsvorbereitung begann hier und in der Welt – zunächst bei der von den Westmächten geschürten gewaltsamen Auflösung Jugoslawiens seit 1990, ab 1996 mit der Entscheidung, die NATO entgegen allen Zusagen mit militärischer Infrastruktur an die Grenzen Rußlands vorrücken zu lassen. Flankiert wurde das durch die endlosen Kriege unter Führung der USA – der im Irak von 1991 ist nach 32 Jahren faktisch nicht beendet, der 20 Jahre dauernde in Afghanistan ging gewollt 2021 in eine Katastrophe über. Diesen Krieg hatte ein SPD-Kriegsminister 2002 als deutsche „Landesverteidigung am Hindukusch“ ausgegeben.

Was damals als Zynismus eines mittelmäßigen Handlangers erschien, ist heute allgemeine Redeweise der Herrschenden. Als der Bundeskanzler 2022 von einer „Zeitenwende“ sprach, hatte er die Pläne für das größte Rüstungsprogramm der deutschen Nachkriegsgeschichte griffbereit, standen deutsche Soldaten längst wieder in der Nähe russischer Grenzen. Die wirkliche „Zeitenwende“ hat 1990 stattgefunden mit dem Ziel, von deutschem Boden wieder Krieg ausgehen zu lassen. Das ist gelungen, ohne daß es bei den Angriffskriegen von 1999 in Jugoslawien und 2001 in Afghanistan zu größerem Auf begehren in der Bevölkerung kam. Mit der „Zeitenwende“ von 2022 hat man sich nun „Größeres“ vorgenommen: Es geht um Rußland und China. Es geht darum, den 8. und 9. Mai in der Tat rückgängig zu machen. Es geht darum, die Konterrevolution von 1990/1991 zu vollenden.

Wie groß die Weltkriegsgefahr deswegen inzwischen ist, hat gewollt oder ungewollt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei seinem Staatsbesuch in China Anfang April öffentlich gemacht. Er warnte davor, daß die EU sich bei einem Krieg zwischen China und den USA auf eine Seite schlägt – eine Warnung, die überflüssig erscheint. Aber Macron machte zugleich deutlich, von wem nach seiner Auffassung die Aggression ausgeht: „Das Schlimmste wäre zu denken, daß wir Europäer in dieser Frage Mitläufer sein und uns dem amerikanischen Tempo und einer chinesischen Überreaktion anpassen sollten.“ Wer in diesem Satz „Tempo“ durch „Provokation“ und „Aggression“ ersetzt, liegt richtig. Das erschließt sich aus der Vokabel „Überreaktion“. Der Präsident wurde jedoch noch deutlicher und erklärte, es wäre paradox, „aus einer Art Panikreflex heraus“ der US-Chinapolitik zu folgen.

In Frankreich, in dessen Hauptstadt der Name der Metrostation „Stalingrad“ nie geändert wurde, ist auch 2023 der 8. Mai, die „Fête de la Victoire“, ein gesetzlicher Feiertag. In Berlin hatte dagegen der damalige Senat aus SPD, Grünen und Die Linke vor einem Jahr verboten, am 8. und 9. Mai sowjetische Fahnen zu zeigen, und das mit einem riesigen Polizeiaufgebot durchgesetzt. Sie wollen sich den Marsch in ihren nächsten Weltkrieg nicht stören lassen. Um so wichtiger ist es, an diesen beiden Tagen 2023 zu bekunden: Dank Euch, Befreier! Arnold Schölzel

Arnold Schölzel


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