Aus dem Buch "Der Mensch im Teufelskreis - Dr. FAUSTUS Auferstehung" / Autor: Harry Popow
IM
WEIH-RAUCH-ZELT
Diese Geschichte begab sich, sagen Zeitzeugen, als sich in jüngster Zeit (2020/2021) über Land und Leute, gar über den ganzen Planeten, eine unheimliche Stille ausbreitete – eine tödliche. Ein Virus ging um, und die Menschen verschanzten sich hinter Mundmasken und hinter den Mauern ihrer Häuser. Wie so oft in Gefahrensituationen beschlich den einen oder anderen diese oder jene Erinnerung, als es noch menschengemachte tödliche und maschinell betriebene Abschlachtungen gab.
Fünfter
Textauszug:
S: 150 - 156
*****
"Die
Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube." — FAUST
I , Vers 765 / FAUST
"Sucht nur die Menschen zu
verwirren, // Sie zu befriedigen ist schwer." — Vers 131 f. /
Direktor
*****
Früher Morgen am Rande Berlins. Ein
riesiges Zelt, ähnlich einem Zirkus, ist aufgebaut. Pünktlich
finden sich Tausende Leute ein und begehren Einlass, alles kostenlos,
aber mit Maskenzwang. Wie sich herausstellt, darunter sehr viele
Vertreter von Parteien, Berufsverbänden, Pflanzen- und
Tierschutzvereinen...
Greta, der Buchnarr, FAUST, Emil und Willi
fanden sich bereits sehr früh am Eingang des Zeltes ein. Sie sind
neugierig wie immer. Neben ihnen steht mit lächelndem Gesicht ein
sportlich gekleideter junger Mann. Er sei schon seines wichtigen
Postens im Finanzministerium hier erschienen, denn man müsse ja
etwas tun, um die freiheitlich-demokratische Ordnung in Ordnung zu
halten. Sagt er einfach, ohne, dass ihn jemand gefragt hat. Da die
fünf Freunde ihn aufmerksam anblicken, fährt er fort: Es gehe in
der Gesellschaft schon gar nicht mehr um Hungernde und Frierende wie
in früheren Zeiten, sondern um die Rettung des Besitzstandes aller
in dieser so erfolgreichen Republik nach der tollen Vereinigung. Er
wolle dabei mithelfen.
Die vier Freunde werfen staunend die Frage
auf, was denn mit den zu hohen Mieten seien, mit den Obdachlosen, mit
den zahllosen Kurzarbeitern, mit dem Streben, die Rüstung wegen der
„Ostgefahr“ in die Höhe zu treiben?
Nunmehr stellt sich der
junge Mann vor: Er heiße Bruno und sei dabei, Abteilungsleiter zu
werden im Ministerium. Burschikos weist er die Argumente seiner
unbekannten kleinen Leute der Straße hinweg und wagt den
Alleswissenden herauszukehren: „Nein, heute müsse man völlig neu
denken. Ganz im Sinne der Digitalisierung. Die würde alles regeln,
auch die sozialen Fragen. Wenn viele Leute in sich gehen, sich
austauschen im Achtsamkeitsverein zum Beispiel oder auch in Kirchen,
dann würden die Gesetzgeber für die Menschen viel mehr tun als
bisher.“
Die vier Freunde sind wie vom Donner erschlagen. Sie
erinnern sich des einen Wissenschaftlers im Glashaus im
Straßengewimmel, der jede Wissenschaftlichkeit im
Gesellschaftlichen, im Politischen und Ökonomischen von vornherein
leugnete.
Am Abend sitzen – mit gehörigem Abstand voneinander –
Greta, der Buchnarr, FAUST, Emil und Willi auf einer der hinteren
Reihen im Zirkuszelt. Was sie kurz zuvor von diesem jungen Bruno, dem
Vertreter des Finanzsystem, verblüfft entnommen hatten, lässt sie
ahnen, welch ein schwieriger Weg es sein muss, sich wieder aus dem
Sumpf der westlich geprägten Gelddiktatur herauszuwinden. Wie es
bereits für 40 Jahre im Osten Deutschlands geglückt war. Sie
schauen erwartungsvoll auf die im Weisheits-Zelt aufgebaute
Redner-Tribühne.
Doch statt einer Politshow sollte
anlässlich der bislang erfolgreichen Bekämpfung der Corona-Pandemie
ein gemeinsames Singen unter dem wasserdichten Zeltdach stattfinden.
Erwünscht und vorgegeben war Beethovens Ruf nach Einigkeit unter
Brüdern und Schwestern. Getreu dem warnenden Aufruf aus der Clique
der Rüstungsgesellen, man möge an einem Strang ziehen und einer
solle für alle da sein und alle für einen.
Doch zuvor halten
jene Politiker kurze Einführungsreden, die sehr gerne bei
zukünftigen Wahlen den ersten Platz erkämpfen wollen, koste es, was
es wolle. Als Gastgeber der Veranstaltung nimmt der Bundespräsident
das salbungsvolle Wort:
„Mein Eindruck ist: Ja, wir haben
tatsächlich in diesem Jahr – landauf, landab – mehr miteinander
gesprochen; auch mehr miteinander gestritten. Das sind sehr
politische Zeiten, in denen wir leben – und von zu wenig
Meinungsfreiheit kann in meinen Augen nicht die Rede sein. Ganz im
Gegenteil: so viel Streit war lange nicht.
Die Frage ist nur: Was
machen wir jetzt mit all diesem Streit? Wie wird aus Reibung wieder
Respekt? Wie wird aus Dauerempörung eine ordentliche Streitkultur?
Wie wird aus Gegensätzen Zusammenhalt?
Manche fragen ja
vielleicht: Trennt uns inzwischen sogar mehr als uns miteinander
verbindet?“
Er ergänzt, vielleicht erwarte man, dass der
Bundespräsident auf all diese Fragen eine Antwort gibt. Die Wahrheit
sei: Das könne er nicht. Er könne es vor allen Dingen nicht allein.
Denn die Antwort würden „Sie geben, Sie alle“. 37)
Eine
weitere Kandidatin für den Königsposten wirft mit plaudernder
Leichtigkeit in die still und verdattert noch lauschenden
Zirkus-Zuschauer: Man wolle »neue Spielregeln für die Politik«.
Natürlich für die US-Strategie: Druck und Krieg gegen Russland. Man
helfe uns, den Grünen, gefälligst auch beim Aufmarsch gegen China -
auch militärisch. Auf der Spur des Geldes zu bleiben gehöre zur
Grünen-DNA. Basta! Friedenspolitik ausgeschlossen. Entnommen:
38)
Die Interviews mit Baerbock und Fischer machen vor allem
eines klar: eine Bundesregierung unter Beteiligung der Grünen –
sei es im Bündnis mit CDU/CSU, SPD, FDP oder Linkspartei – würde
die Politik des Militarismus, der inneren Aufrüstung und des
Sozialabbaus verschärfen.
39)
Bei einem anderen
Königskandidaten ist aus dessen Rede herauszulesen: Mit Blick auf
Russland will er zwar – im Gegensatz zu den Grünen – an der
umstrittenen Gaspipeline Nordstream 2 festhalten, generell müsse man
dem Land aber auch „die Grenzen aufzeigen.“ An der bisherigen
konfrontativen deutschen und europäischen Russlandpolitik will
Laschet jedenfalls „nichts ändern“. In den Konflikten mit den
erklärten Rivalen China und Russland sieht er vor allem einen
Verbündeten: „Europas Platz ist an der Seite der USA.“ 40)
Der
Militärische Abschirmdienst und der Schutz der Verfassung vor Unheil
stecken indessen beizeiten ihre nach sogenannten Auswegen, sprich
Lügen, glühenden Köpfe zusammen und fummeln Einsatzpläne für den
Fall der Fälle: Könne es doch sein, dass eine Gruppe von
Ungehorsamen und EWIG-GESTRIGEN an diesem Abend im Politzelt
urplötzlich die Strophe „Brüder zur Sonne zur Freiheit...“ in
die Welt hinausposaunt. Deshalb wurden im WEIH-RAUCH-ZELT digitale
Überwachungsapparaturen angebracht, die jeden unerwünschten Laut
umgehend und unverzüglich melden sollten. Auch FAUST ist voll
erfasst worden.
Ja, die Videoüberwachung solle vereinfacht
werden, heißt es. Sogar Drohnen sind im Gespräch. Um Versammlungen
zu filmen. Die Polizei könne „Kontrollstellen“ einrichten, um
Personalien aufzunehmen. Auch mit gezielten Teilnahmeverboten und
„Gefährderansprachen“ dürfen Demonstrationsteilnehmer
eingeschüchtert werden. Strafandrohungen und Bußgelder erhöhen
sich drastisch, teilweise auf bis zu zwei Jahren Haft.
Alles was
nach „aggressiv“ und „provokativ“ und „Verschwörung“
riecht und sozusagen Gewaltbereitschaft vermittelt, könne gegen eine
Versammlung verwendet werden. Das seien Sprechchöre oder gegenseitig
eingehakte Demonstrationsteilnehmer. Auch Parolen wie „Nieder mit
dem Kapitalismus!“, „Enteignet die Banken und Konzerne!“ oder –
wie auf den Berliner Mieter-Demos – „Deutsche Wohnen enteignen“
würde gegen den Gummiparagrafen des „Militanzverbots“ verstoßen.
Da drohen bis zu zwei Jahren Haft.
Unverhofft schwingt sich Freund
Emil auf die Rednertribühne, (wer diese stürmische und geistvolle
Persönlichkeit aus früheren Zeit kennt, wird sich nicht gewundert
haben), und ruft in die Menge: Die Politik bereite sich auf heftige
soziale Kämpfe vor. Die Leute hätten genug von der Corona-Politik
der Herrschenden, die weltweit zu Millionen Toten, Massenentlassungen
und einer extremen Umverteilung von Einkommen und Vermögen geführt
hat. Die Durchseuchungspolitik, die Milliardengeschenke an Konzerne
und Superreiche, Arbeitsplatzabbau, Lohnsenkungen und wachsende
soziale Ungleichheit – wie könnten die Herrschenden weiter von
Demokratie quasseln. „Ich sage Euch, jene, die immer wieder neue
Fragen und Angriffe auf das Kapital starten, die sich nicht wie
Schafe behandeln lassen, die sind nicht tot zu kriegen.“
Urplötzlich schüttelt ein gewaltiger Sturm das bereits
altersschwache Vergnügungszelt. Ängstlich schreit die
Kriegsministerin nach Schuldigen und lässt umgehend laut verkünden,
er käme aus östlicher Richtung. Die hinter ihr stehende
Rüstungsindustrie und sie, die Ministerin, bekommen einen
Tobsuchtsanfall. „Seht ihr alle in diesem Zelt, wie recht ich hatte
mit mehr Drohnen und mehr Aufrüstung?“ Und schon hatte sie
versehentlich den berühmten Satz auf der Zunge: „Wollt ihr
den...?“
Peinlich berührt beißen sich die anderen politischen
Marionetten auf die Zunge, denn daran wollten sie nun doch nicht
erinnert werden.
In diesem Augenblick schreien Vertreter einer
sehr fortschrittlichen linksgerichteten Zeitung, dass es nun genug
sei, man müsse umkehren zur Vernunft und die Kriegstreiber endlich
in die Zange nehmen.
Zwischenrufe: Sowohl die Vertreter der
Rüstungs- als auch der Pharmaindustrie erheben die Fäuste, wehe den
Anfängen einer erneuten humanistischen Gesellschaft, da ginge der
ganz schöne Profit und der eigene Wohlstand flöten.
Da spricht
die Macht auf der Rednertribühne ihr bisher streng gehütetes
Geheimniswort aus: Sie, die Zeitung „junge Welt“, die sich zu den
Qualitätsmedien zähle, sie verstoße gegen das Grundgesetz. Sie
sei eindeutig kommunistisch. Sie wolle die
freiheitlich-demokratische Ordnung durch eine
sozialistische/kommunistische ersetzen. Für die Bundesregierung sei
der Marxismus ein generelles Problem: Revolutionäre marxistische
Grundüberzeugungen würden sich auf verschiedenen Aspekten gegen
Grundprinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung richten.
Der Marxismus sei ein Verstoß dagegen, weil er von einer in Klassen
gespaltenen Gesellschaft ausgehe, und eine solche Annahme verstoße
gegen die Menschenwürde.
Ein gewaltiges Gemurmel bis Empörung im
Weih-Rauch-Zelt: Der Vertreter der Tageszeitung: Nun ist sei es
heraus. Unsere großen Denker und Dichter, die Philosophen allemal,
sie haben mit ihren Erkenntnissen über die philosophischen und
ökonomischen Gesetzmäßigkeiten in der Gesellschaft, damit also
gegen die Menschenwürde verstoßen? Im Umkehrschluss: Ausbeutung,
Kriegstreiberei, Weltherrschaftsstreben, Gewalt und Gelddiktatur
seien förderlich im Sinne der Menschenwürde?
Ruhe im großen
Weihrauchzelt. Entsetzen. Aber auch Freude über die wahren und
mutigen Worte. Die Staatskapelle hebt an zur 9. Sinfonie von
Beethoven. Die meisten Leute in den Sitzreihen singen mit:
„Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus
Elysium!
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, Dein
Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
was die Mode streng
geteilt,
alle Menschen werden Brüder,
wo Dein sanfter Flügel
weilt.
Seid umschlungen, Millionen! ...“
Gut gebrüllt
Löwe, denken selbstzufrieden die Aufpasser vom Dienst. Doch es kommt
noch schlimmer als vermutet, denn die Überwachungskameras können
auch sogenannte gefährliche Träumer und Widerständler, die sich
vor Tagen in unmittelbarer Nähe des Bogenschützen im Park Sanssouci
versammelt hatten, entdecken. Deshalb stehen die Freunde mit
FAUST ab sofort unter besonderer Beobachtung, denn wie man hörte,
wollen die sich demnächst erneut dorthin begeben.
Plötzlich
schrillen tatsächlich im Überwachungszentrum die Alarmglocken. Was
tun? Denn im Dunst des Weihrauches scheiden sich die Geister. Die
einen beschimpfen die Träumer mit ihren für die Macht des Kapitals
unverständlichen und gefährlichen Erinnerungen, die anderen werfen
ihnen absolute Dummheit vor.
Zur Beruhigung der anscheinend
eskalierenden Lage werden die anwesenden Medien unverzüglich
angewiesen, den Lämmern zum x-ten Male einen Beitrag über einen
sogenannten Schießbefehl an die bereits aufgespannte Leinwand zu
werfen. Das kenne man zur Genüge aus dem Fernsehen, erläutert der
Buchnarr dem FAUST flüsternd. Die kleinsten Wehwehchen einzelner
Personen werden hervorgezaubert, um die damaliege Grenzschließung
als „Mordgeschehen“ an die Wand zu malen, statt tiefgründig auf
die Klassenkampfsituation weltweit zwischen Ost und West einzugehen.
Für ganz und gar Einfältige verliere so eine direkte
Falschinformation ohne jeglichen Wahrheitsgehalt zu einem ganz und
gar verdrehten Weltbild. Das verfehle natürlich nicht seine Wirkung.
Denn nun war kein Träumen mehr nötig, dafür aber breitete sich
Angst aus – nicht nur vor neuen Toten während der Pandemie –
sondern vor neuen an die Wand gemalten Feinden. Dem EWIG-GESTRIGEN
und allen Widerständlern und sogenannten Querdenkern wird mit dieser
Fälschermethode bereits gedanklich vorausschauend ein Messer an die
Kehle gelegt und man stimmt zur allgemeinen Beruhigung erneut das
Lied an, dass alle Menschen Brüder seien...
Als die Show im
WEIH-RAUCH-ZELT beendet wird, konnte keiner ahnen, welchen Staub
diese unter den zahlreichen verschiedenen Personen, Gruppen,
Verbänden oder auch Parteien aufgewirbelt hat. Einige beginnen, das
Deutschlandlied herunter zu beten, andere singen laut „Brüder zur
Sonne zu Freiheit“ und weitere Gruppierungen schmettern die
bekannte Strophe „Auferstanden aus Ruinen...“ in die bereits
mittägliche Luft am Ausgang des „WEISHEITS-Zeltes“.
Am
Zeltausgang: Während sich der junge und politisch einseitige und
noch unbeholfene Bruno ganz nach rechts begibt, formieren sich auf
der linken Seite nicht nur Greta, der Buchnarr, FAUST, Emil und
Willi, sondern etliche der zum Widerstand bereiten jungen Leute aus
den Tierschutzvereinen, aus den Verbänden für mehr Klimaschutz und
aus der DKP sowie – man höre und staune – aus der auf
Vordermann im marxistischen Sinne gebrachten Partei die Linke.
Wie
zu erwarten, wendet sich der linke Flügel in lockerer Formation in
Richtung des RUNDEN TISCHES, der auf einem der zahlreichen Märkte in
Berlin zu finden ist. Die Freunde haben es satt, von den Oberen
plattgewalztes und mit Lügen gemischtes Gesülze zu hören.
Auf den erneuten Besuch beim Beton-Bogenschützen im Park von
Sanssouci freut sich jetzt schon besonders FAUST, fehlt ihm doch noch
der Hintergrund, weshalb eine menschliche vernünftige und friedvolle
kulturelle Gemeinschaft zu Grunde gestampft wurde und ob dabei wessen
Schuld mitspielte...
Harry Popow: "DER MENSCH IM
TEUFELSKREIS", Sprache: Deutsch, ISBN: 9783754166666,
Format: DIN A5 hoch, Seiten: 384, Erscheinungsdatum:
18.09.2021
https://www.epubli.de/shop/buch/MENSCH-IM-TEUFELSKREIS-Harry-Popow-
9783754166666/118378
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