Entnommen: https://linkezeitung.de/2025/04/01/putins-brief-an-das-deutsche-volk/
Putins
Brief an das deutsche Volk
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 1. APRIL
2025 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR
Von Rainer Rupp –
https://rtnewsde.com
Mit seinem Brief tritt Putin der
Propaganda der herrschenden Politiker und antirussischen Hetzmedien
entgegen, die behaupten, die Russen würden nach der Entnazifizierung
der Ukraine Deutschland angreifen wollen, was durch Hochrüstung und
gesellschaftliche Militarisierung verhindert werden soll.
Es
ist nicht ungewöhnlich, dass sich Potentaten westlicher
Oligarchenregime mit friedfertigen Botschaften an die Bevölkerung
von Ländern wenden, die sie bereits im Visier haben. Jede derartige
Botschaft, mit denen sich US-amerikanische Präsidenten in der
Vergangenheit direkt an die Einwohner der Länder gerichtet haben,
die sie zu bombardieren, zu besetzen oder mit Sanktionen in den
Hungertod zu treiben planten, hatten ‒ neben der Absicht, Volk und
Regierung zu spalten ‒ auch noch den Zweck, die angebliche
Friedfertigkeit und noblen Absichten der USA zu propagieren.
Die
Bemerkungen, zum Beispiel die von Barack Obama, die er in der UNO an
das syrische Volk gerichtet hatte, oder die von George W. Bush an die
afghanische Bevölkerung, zielten alle darauf ab, den gemeinsamen
Wunsch nach Frieden zu betonen, den Washington angeblich mit der
Bevölkerung des jeweils anderen Landes teilte, während Washington
zugleich die Handlungen der anderen Regierung für den drohenden
Krieg verantwortlich machte, nach dem Motto: „Nicht die USA sind
euer Feind, sondern eure Regierung.“
Zuletzt tat das Joe
Biden einen Monat nach Beginn der russischen militärischen
Sonderoperation in der Ukraine. Mit seinen Bemerkungen anlässlich
seines Besuchs in Warschau am 26. März 2022 wandte sich Biden direkt
an das russische Volk mit den Worten: „Lassen Sie mich dies sagen,
falls Sie zuhören können: Sie, das russische Volk, sind nicht unser
Feind.“
Dies war ein klarer Versuch, die russische
Bevölkerung von der Politik der Regierung Wladimir Putins zu
trennen. Indem er betonte, dass die Maßnahmen der USA und ihrer
Verbündeten nur auf den Kreml abzielten, nicht auf gewöhnliche
Russen, sollte ein Keil zwischen Regierung und Volk getrieben werden.
Dabei war der Inhalt von Bidens Botschaft eine für jeden Russen
leicht zu erkennende Irreführung, denn es waren die „gewöhnlichen
Russen“, die hauptsächlich von den US-Sanktionen und
Kriegshandlungen, wie der Mitteilung der Koordinaten von Zielen in
Russland und entsprechenden US-Waffenlieferungen, betroffen
waren.
Vor diesem Hintergrund ist man erst einmal verwundert,
dass Putin den Weg einer direkten Botschaft an das deutsche Volk
gewählt hat. Die Vorbehalte verschwinden jedoch schnell, wenn man
mit der Lektüre beginnt. Neben seinen guten Erinnerungen an seinen
Aufenthalt in Deutschland, an die herzlichen persönlichen
Beziehungen zu DDR-Bürgern aus allen Lebensbereichen hebt er im
ersten Teil seines Briefes die hervorragenden kulturellen,
wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Leistungen der Deutschen
hervor, zu denen sogar die kleine, friedliebende DDR fähig war. Dies
belegt er mit einem Zitat aus der Encyclopaedia Britannica (Ausgabe
von 1980). Dort ist die Deutsche Demokratische Republik mit ihren 17
Millionen Menschen auf Platz sieben der weltgrößten
Industrienationen gelistet.
Im zweiten Teil seines Briefes
widmet sich Putin dem Narrativ, dass er laut den deutschen
Kriegshetzern spätestens bis 2030 Deutschland angreifen wird, und
legt sehr plausibel dar, weshalb Russland, selbst wenn es mehr als
genug Mittel dazu hätte, niemals Deutschland angreifen und erst
recht nicht besetzen wird.
Dafür hat er eine ganze Reihe von
rational zugänglichen Gründen benannt, wobei er mit dem
Transportproblem anfangen hat:
Probleme im deutschen
Verkehrssektor
Eine funktionierende Logistik spielt in jedem
Krieg, auch in einem modernen, eine entscheidende Rolle. Aber der
deutsche Verkehrssektor und dessen Infrastruktur stünden laut Putin
vor dem Zusammenbruch, und so viele Pioniertruppen, um das alles
wieder in Ordnung zu bringen, habe ganz Russland nicht.
Die
Infrastruktur ist veraltet und marode, denn Jahrzehnte der
Unterinvestition haben Schienen, Brücken und Bahnhöfe in schlechtem
Zustand hinterlassen. Das Netz leidet jetzt schon unter
Kapazitätsengpässen, Geschwindigkeitsbegrenzungen und häufigen
Wartungssperrungen, was die Betriebsprobleme verschärft. Wie soll
das dann erst funktionieren, wenn das russische Militär zusätzlich
bedient werden müsste?
Des Weiteren gehören total überlastete
Straßen und Verkehrsstaus zum täglichen Bild des dichten
Autobahnnetzes. Deutschland leidet unter starkem Verkehr, vor allem
im Güterbereich, der besonders wichtig fürs Militär ist.
Wartungsprobleme und fehlende Erweiterungen belasten die
Straßenkapazität zusätzlich.
Und dann sei da auch noch der
Mangel an lokalen Fachkräften. Der Verkehrssektor, insbesondere die
Logistik, leidet – er zitierte dafür offizielle deutsche Zahlen ‒
unter einem gravierenden Personalmangel. Im Jahr 2023 fehlten in
Deutschland mindestens 70.000 LKW-Fahrer, eine Zahl, die
voraussichtlich steigen wird und die Zuverlässigkeit des
Gütertransports beeinträchtigt. All das bedeute, dass Russland erst
die deutsche Infrastruktur reparieren müsste, bevor Putin an eine
funktionierende Besatzung überhaupt nur denken könnte. „Nein,
danke! An Wirtschaftshilfe für Deutschland sind wir nicht
interessiert!“
Wirtschaftliche Probleme
Auch die
wirtschaftliche Zukunft Deutschlands mache das Land für niemanden zu
einem attraktiven Ziel für militärische Eroberungen. In seinem
Brief verweist Putin auf folgende Faktoren:
Eine alternde
Belegschaft und Arbeitskräftemangel, eine schrumpfende erwerbsfähige
Bevölkerung aufgrund niedriger Geburtenraten und einer alternden
Gesellschaft, die den Arbeitsmarkt belastet, wobei Berichten zufolge
183 Berufe von Engpässen betroffen sind.
Hohe Energiekosten,
wobei die grüne Energiepolitik bereits erheblich zur
Deindustrialisierung Deutschlands beigetragen hat. Etwa ein Drittel
der Hersteller erwägt inzwischen, die Produktion ins Ausland zu
verlagern. Selbst wenn die Russen die deutsche Industrie im Blick
hätten, was nicht der Fall sei, wäre der größte und beste Teil
davon längst im Ausland, bevor russische Panzer in Berlin wären.
Vor
diesem Hintergrund sitzt Deutschland auf einem absterbenden Ast, und
Putin erinnert in seinem Brief, dass sich Russland in den letzten
drei Jahren mit großem Erfolg den aufstrebenden Wirtschaftsnationen
Asiens zugewandt hat und keinen Grund sieht, sich mit der Eroberung
eines im Niedergang begriffenen Landes wirtschaftlich und militärisch
zu belasten.
Denn als Besatzungsmacht müsste sich Russland auch
um die sozialen Probleme Deutschlands kümmern. Und da
wären:
Rentnerarmut: Etwa 3,2 Millionen Rentner sind von
Armut betroffen, was Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit des
Sozialversicherungssystems aufwirft, das 25 bis 30 Prozent des BIP
aufbraucht.
Soziale Ungleichheit: Unterschiede in Einkommen,
Gesundheit und Bildungsergebnissen bestehen fort, speziell bei
einkommensschwachen Gruppen und Menschen mit
Migrationshintergrund.
Wohnungsknappheit: Ein schwerwiegender
Mangel an bezahlbarem Wohnraum, besonders in städtischen Gebieten,
verschärft soziale Spannungen und Integrationsprobleme.
Alternde
Bevölkerung: Eine zunehmend ältere Bevölkerung erhöht den Bedarf
an Dienstleistungen, während die sie unterstützende
Erwerbsbevölkerung schrumpft.
Zudem hat das einstige Volk der
angeblichen „Dichter und Denker“ inzwischen auch noch massive
Bildungsprobleme:
Integration von Migranten: Das
Bildungssystem hat Schwierigkeiten, die Bedürfnisse diverser
Schüler, insbesondere von Migrantenkindern, zu erfüllen, was zu
ungleichen Ergebnissen führt.
Lehrermangel: Ein Mangel an
qualifizierten Lehrkräften beeinträchtigt die Schulleistung und
verschärft regionale Unterschiede.
Frühe Trennung: Das deutsche
System, Schüler früh in berufliche oder akademische Wege zu
sortieren, verstärkt soziale Ungleichheit.
Kita-Mangel:
Hunderttausende von Kita-Plätzen fehlen, was die frühkindliche
Bildung und die Erwerbstätigkeit der Eltern
beeinträchtigt.
Integrationsherausforderungen: Hohe Einwanderung
(18 Prozent der Bevölkerung im Ausland geboren) belastet Wohnraum,
Bildung und soziale Dienste, mit ungleichmäßigem
Integrationserfolg.
Asyldruck: Deutschland nimmt die meisten
Asylbewerber in der EU auf (334.000 Anträge im Jahr 2023) sowie 1,2
Millionen Ukrainer, was lokale Ressourcen überfordert.
Öffentlicher
Widerstand: Zwischenfälle mit Migranten haben promigrantische
Stimmungen verstärkt und politische Maßnahmen wie Grenzkontrollen
erschwert.
Bedarf an Fachkräften: Wirtschaftliche Anforderungen
an 400.000 qualifizierte Einwanderer jährlich stehen im Widerspruch
zu einer restriktiven Asylpolitik und bürokratischen
Hürden.
Gesundheitsprobleme
Personalmangel: Eine alternde
Bevölkerung und ausscheidende Ärzte (47.000 unbesetzte Stellen im
Gesundheitswesen von Mitte 2023 bis Mitte 2024) belasten das System,
trotz Abhängigkeit von 14 Prozent ausländischen
Medizinern.
Zugangsungleichheiten: Migranten und
einkommensschwache Gruppen stehen vor Hindernissen bei der
Versorgung, einschließlich sprachlicher und kultureller
Barrieren.
Steigende Kosten: Eine ältere Bevölkerung erhöht den
Gesundheitsbedarf und setzt die Finanzen des versicherungsbasierten
Systems unter Druck.
Ländliche Lücken: Tausende Arztpraxen
schließen, vor allem in ländlichen Gebieten, was den Zugang zur
Grundversorgung reduziert.
All diese Probleme sind miteinander
verknüpft: Wirtschaftliche Stagnation schürt soziale
Unzufriedenheit, politische Polarisierung beeinflusst die
Migrationspolitik, und unterfinanzierte Systeme wirken sich auf
Bildung sowie Gesundheitswesen aus und schüren immer weiter die
schon existierenden Spannungen in der Gesellschaft, die sich früher
oder später entladen werden.
All diese Probleme – so
schließt Putin seinen Brief vom 1. April – sollten für die
Deutschen Beweis genug sein, dass Russland ihr Land, das einst zu den
besten der Welt gehörte, heute aber eine gigantische Belastung
darstellt, nicht einmal als Geschenk annehmen würde, geschweige
einen einzigen Soldaten dafür ins Feuer schicken würde.
Abschließend gibt Putin uns noch einen guten Rat: Statt Hochrüstung
zu finanzieren und die Gesellschaft zu militarisieren, sollten das
Geld und die Anstrengungen der Deutschen in die Lösung der oben
genannten, zumeist selbstgemachten Probleme gehen.
Redaktioneller
Hinweis: Dieser Artikel wurde uns von unserem 1.
April-Spezialkorrespondenten Rainer Rupp zugeschickt. Der Autor war
während des Kalten Krieges viele Jahre als Kundschafter des Friedens
im politisch-militärischen Zentrum des NATO-Hauptquartiers in
Brüssel tätig. Die RT DE-Redaktion wartet bereits gespannt auf die
nächste Folge am 1. April
2026.
https://rtnewsde.com/meinung/241205-putins-brief-an-deutsche-volk/
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