Mittwoch, 31. Januar 2024

Ist die BRD - ein untergehendes Land? - sascha 313

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Ist die BRD – ein untergehendes Land?

Erstellt am 30. Januar 2024 von sascha313

Schellenberg - Grundkurs. 

Als es die DDR noch gab, war die Welt noch in Ordnung, wenigstens für uns, die wir im Sozialismus lebten. Es gab keine Kriege in Europa, wir hatten eine gesicherte Existenz, eine glückliche Kindheit und Jugendzeit, ein auskömmliches Dasein und wir konnten ohne Sorge in die Zukunft schauen. Nicht auszudenken, was aus uns geworden wäre, wenn wir diese verlorenen 35 Jahre nach 1990 unter sozialistischen Verhältnissen hätten leben können! Die Zukunft hatte für uns damals schon begonnen. Als es auf deutschem Boden noch zwei Staaten gab, die DDR und die BRD, haben wir uns oft gefragt: Warum können normale Beziehungen zwischen ihnen nur dann hergestellt werden, wenn in der west­deutschen Bundesrepublik grundlegende Veränderungen vollzogen werden? Warum führt das wirtschaftliche Wachstum der BRD zwangsläufig zur Bedrohung der europäischen Sicherheit, während die allseitige Stärkung der DDR dagegen der Sicherung des Friedens in Europa dient? Warum können wir mit Gewißheit sagen, daß die inneren Widersprüche in Westdeutschland nicht lösbar sind, der Klassenkampf sich verschärfen muß? Prof. Walter Schellenberg ist diesen Fragen auf den Grund gegangen…

Sicher! Die Frage hat etwas Provokatorisches an sich. Die BRD liefert Waffen in die faschistische Ukraine, die Regierung unterstützt den Völkermord in Palästina, sie erkennt weder die Verantwortung Deutschlands für die deutschen Verbrechen des Kolonialismus, noch für die Verbrechen des Hitlerfaschismus in Griechenland, noch für den deutschen Völkermord während der Blockade in Leningrad an. Das allein dürfte genügen, um das Wesen und die Rolle des deutschen Imperialismus in der Welt zu charakterisieren. Doch worin sind die wahren Gründe dieser sich zuspitzenden Entwicklung zu suchen? Der Kommunist Prof. Dr. Walter Schellenberg (1907-1991) war der langjährige, stellvertretende Leiter des Lehrstuhls Politische Ökonomie an der Parteihochschule „Karl Marx“.

Walter Schellenberg
„Marktwirtschaft“ und private Warenproduktion
Karl Marx beginnt seine Untersuchung der kapitalisti­schen Produktionsweise mit der Feststellung, daß der Reichtum in der kapitalistischen Gesellschaft als eine „ungeheure Warensammlung“ erscheint.[1] Er geht von der allgemeinsten, sich milliardenfach wiederholenden Erscheinung im Kapitalismus aus, daß alles gekauft und verkauft werden kann, alles einen Preis hat. An der nur für die kapitalistische Produktionsweise typischen Tat­sache, daß alles zur Ware wird und damit der Kapitalis­mus die höchste Form der privaten Warenproduktion darstellt, hat sich bis heute in den kapitalistischen Län­dern nichts geändert, auch nicht in der westdeutschen Bundesrepublik.

Der Kapitalisten Lieblingswort: „Marktwirtschaft“
Daran können die Verteidiger des „freien Westens“ nicht vorbeigehen, sosehr sie sich be­mühen, das Wesen des Kapitalismus zu verschleiern. Ob die einen vom „Volkskapitalismus“ sprechen, andere von „sozialer Marktwirtschaft, „moderner Industriegesell­schaft“, von „formierter“, „offener“, „mündiger“, „gro­ßer“ Gesellschaft oder „Dienstleistungsgesellschaft“ – alle betonen sie die Notwendigkeit der „Marktwirt­schaft“ als Grundlage wirtschaftlicher Beziehungen. Die Durchsetzung „marktwirtschaftlicher Prinzipien“ ist ihnen heilig, Begriffe wie „Wohnungsmarkt“, „Arbeits­markt“, „Heiratsmarkt“ und ähnliche sind für sie selbst­verständlich; der sozialdemokratische Wirtschaftsminister Schiller verlangte sogar einen „offenen Markt für Groß­konflikte“.

Richtig muß es heißen: „Warenproduktion“
Die verschiedensten bürgerlichen Markttheoretiker gehen davon aus, daß die Marktbeziehungen, das heißt der Austausch der Arbeitsprodukte, ihr Kauf und Verkauf, den Schlüssel zum Verständnis der wirtschaftlichen Ent­wicklung darstellen. Sie ignorieren damit die seit über 100 Jahren bekannte und von Marx im „Kapital“ exakt bewiesene Tatsache, daß die Notwendigkeit des Aus­tausches und damit des Marktes nur ein Ausdruck be­stimmter Produktionsverhältnisse, bestimmter historisch entstandener gesellschaftlicher Beziehungen innerhalb der materiellen Produktion ist. Deswegen spricht Marx auch nicht von „Marktwirtschaft“, sondern von Waren­produktion.

Alles wird zur WARE – auch der Mensch…
Die materielle Produktion ist die Existenzgrundlage der menschlichen Gesellschaft. Um ihre individuellen und gesellschaftlichen Bedürfnisse befriedigen zu kön­nen, müssen die Menschen Gebrauchsgüter oder Ge­brauchswerte produzieren. Auch in der privaten Waren­produktion werden Gebrauchswerte produziert, aber sie werden als Waren produziert. Daß Produkte mensch­licher Arbeit als Waren produziert werden, ist weder eine naturbedingte und daher „ewige“ Eigenschaft dieser Pro­dukte noch eine Erfindung irgendwelcher „Marktpoli­tiker“. Die historische Notwendigkeit der privaten Waren­produktion und ihre Entwicklung ergeben sich zwangs­läufig aus der Entwicklung der gesellschaftlichen Ar­beitsteilung und aus dem Privateigentum an den Produk­tionsmitteln.

Wer die Produktionsmittel besitzt, hat die Macht!
Infolge der gesellschaftlichen Arbeitsteilung stellt jeder Produzent Gebrauchswerte für andere, für die Gesell­schaft her. Da er Privateigentümer der Produktionsmittel ist, ist er auch Privateigentümer der von ihm produzier­ten Gegenstände. Andererseits werden die Dinge, die er selbst zum Leben und zur Weiterführung seiner Produk­tion benötigt, von anderen Produzenten hergestellt, sind das Privateigentum anderer Produzenten. Alle Produzen­ten sind daher gezwungen, die Produkte ihrer privaten Arbeit gegeneinander auszutauschen, sie zu kaufen und zu verkaufen. Diese aus den gesellschaftlichen Beziehun­gen erwachsende Notwendigkeit macht die Produkte menschlicher Arbeit zu Waren, die Gebrauchswerte für andere sind und austauschbar sein müssen.

„Nur Pro­dukte selbständiger und voneinander unabhängiger Pri­vatarbeiten treten einander als Waren gegenüber.“ [2]

Sind die Eigentumsverhältnisse ewig?
Wenn daher die Verteidiger des gegenwärtigen Kapita­lismus die „Marktwirtschaft“ zu ihrem Idol gemacht ha­ben, so sagen sie zunächst weiter nichts, als daß sie zwar die Notwendigkeit einer immer weitergehenden gesell­schaftlichen Arbeitsteilung anerkennen, aber gleichzeitig für die Aufrechterhaltung des Privateigentums an den Produktionsmitteln eintreten. Sie leugnen die Notwendigkeit einer Veränderung der Eigentumsverhältnisse, ob­wohl das ursprünglich auf eigener Arbeit beruhende Pri­vateigentum der Warenproduzenten sich zum weitaus größten Teil bereits in kapitalistisches Eigentum verwan­delt hat und darüber hinaus die Notwendigkeit des Über­gangs zum gesellschaftlichen Eigentum an den Produk­tionsmitteln heute auf der Tagesordnung steht.

Die ge­sellschaftliche Praxis in den. sozialistischen Ländern und in einigen jungen Nationalstaaten beweist, daß die für die Entfaltung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung not­wendige Entwicklung der Warenproduktion unter den heutigen Bedingungen nicht mehr zwangsläufig zur kapi­talistischen Warenproduktion führen muß.
Jede Ware hat ihren Preis…
Die Ware ist ein Produkt menschlicher Arbeit, das Ware neben der Eigenschaft, einen Gebrauchswert zu haben, auch noch die Eigenschaft besitzen muß, austauschbar zu sein, das heißt, sie muß einen Tauschwert haben. Dieser Tauschwert erscheint heute in der Regel in der Form des Preises. Die Tatsache, daß in der bürgerlichen Wirt­schaftswissenschaft sehr oft die Preise und ihre Bewegung als das Wichtigste in der ökonomischen Entwicklung angesehen werden, bestätigt die von Karl Marx getroffene Feststellung, daß im Kapitalismus wie überhaupt in der privaten Warenproduktion die Gebrauchswerte die stofflichen Träger des Tauschwertes darstel­len. [3]

Waren werden gegeneinander ausgetauscht…
Aber der Tauschwert- und damit auch der Preis ist nur der Ausdruck des Verhältnisses, in wel­chem sich zwei Waren gegeneinander austauschen. Grund­lage für dieses Austauschverhältnis ist der Wert der ein­zelnen Ware.

„Das Gemeinsame, was sich im Austausch­verhältnis oder Tauschwert der Ware darstellt, ist also ihr Wert.“ [4]

Das Gemeinsame aller Waren ist, daß sie Produkte wert und menschlicher Arbeit sind. Als Verkörperung der in ihnen Wert enthaltenen Arbeit sind sie Werte. Die Arbeit der Waren­produzenten schafft also gleichzeitig Gebrauchswert und Wert, die als Einheit die Ware darstellen. Diese Tatsache war bereits vor Marx bekannt.

Was war die große Entdeckung von Karl Marx?
Die große Entdeckung von Karl Marx bestand nun darin, daß nicht nur die Ware, sondern auch die warenproduzierende Arbeit einen Dop­pelcharakter hat. Sie ist gleichzeitig konkrete und ab­strakte Arbeit. Natürlich können Gebrauchswerte nur durch eine spezifische, konkret bestimmbare Arbeit ge­schaffen werden. Zur Herstellung eines Autos sind andere Arbeitsverrichtungen und andere Produktionsmittel not­wendig als zur Produktion eines Brotes. Die konkreten Arbeiten unterscheiden sich voneinander, sind nicht mit­einander vergleichbar, wobei mit zunehmender Arbeits­teilung und dadurch bedingter Spezialisierung die Viel­fältigkeit der konkreten oder nützlichen Arbeit zunimmt.

„Gebrauchswerte können sich nicht als Waren gegen­übertreten, wenn nicht qualitativ verschiedne nützliche Arbeiten in ihnen stecken.“ [5]

Wie kann man den Wert der Arbeit messen?
Bei aller Unterschiedlichkeit hat die Arbeit der einzelnen Warenproduzenten jedoch etwas Gemeinsames: Sie ist Verausgabung menschlicher Arbeitskraft. Die unter­schiedliche konkrete Arbeit des Schlossers, des Tischlers, des Schneiders oder des Bäckers stellt nur die verschie­dene Form dar, in der menschliche Arbeitskraft veraus­gabt wird. Karl Marx machte darauf aufmerksam, daß der Arbeiter im Kapitalismus oft gezwungen ist, heute die eine und morgen eine völlig andere Arbeit zu leisten. Aber stets ist es doch die Verausgabung derselben Ar­beitskraft, ganz gleich, ob er heute an einer Bohrmaschine steht und morgen vielleicht Transportarbeiten verrichten muß. Abstrahieren wir von der konkreten Form, in der gearbeitet wird, so bleibt das jeder Arbeit Gemeinsame: Verausgabung menschlicher Arbeitskraft schlechthin, abstrakte Arbeit.

Worin besteht eigentlich der Wert einer Ware?
In der privaten Warenproduktion sind die Waren Pro­dukte voneinander unabhängig betriebener Privatarbei­ten. Alle diese Arbeiten zusammen bilden die gesell­schaftliche Gesamtarbeit, die nur als abstrakte Arbeit be­griffen werden kann. Die Arbeit jedes einzelnen Waren­produzenten ist eben ein bestimmter Teil dieser abstrak­ten gesellschaftlichen Gesamtarbeit. Anders gesagt: Die konkrete private Arbeit des jeweiligen Warenproduzen­ten ist gleichzeitig Verausgabung menschlicher Arbeits­kraft schlechthin als Teil der im Gesamtrahmen der wa­renproduzierenden Gesellschaft zu leistenden Arbeit. In dieser Form, als abstrakte Arbeit, als Arbeit der Waren­produzenten überhaupt, bildet sie den Wert der Ware. [6]

Der Widerspruch zwischen privater und gesellschaftlicher Arbeit
Mit der Entdeckung des Doppelcharakters der waren­produzierenden Arbeit konnte Karl Marx den Nachweis führen, daß die Grundursache vieler Widersprüche und Konflikte, die den bürgerlichen Ökonomen bis auf den heutigen Tag viel Kopfzerbrechen verursachen, in dem für die private Warenproduktion typischen Widerspruch zwischen privater und gesellschaftlicher Arbeit zu suchen ist.

Die private Arbeit des Warenproduzenten ist im Grunde genommen gleichzeitig gesellschaftliche Arbeit. Seine Produktion ist zwar privat, von der Gesellschaft isoliert. Er entscheidet nach seinem eigenen Ermessen, was er produziert oder produzieren läßt, wenn er Ka­pitalist ist, und glaubt unbedingt, daß er „selbständig“, „frei“ und „unabhängig“ sei. Aber er produziert doch nicht für sich, sondern für andere, für die Gesellschaft. Seine Produktion hat für ihn überhaupt nur einen Sinn, wenn er seine Waren verkaufen kann, das heißt, wenn seine private Arbeit als gesellschaftliche Arbeit aner­kannt wird.

Der Markt bestimmt, ob ein Produkt verkäuflich ist…
Auch die Bestimmung der Wertgröße ist nicht durch die von dem einzelnen Warenproduzenten benötigte Arbeitszeit bedingt, sondern durch die gesell­schaftlich notwendige Arbeitszeit.

„Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt, um irgend­einen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaft­lich-normalen Produktionsbedingungen und dem gesell­schaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Inten­sität der Arbeit darzustellen.“ [7]

Dieser gesellschaftliche Charakter der Arbeit bleibt während des Produktionsprozesses verborgen. Er macht sich erst im Austauschprozeß bemerkbar. Erst auf dem Markt zeigt sich, ob die private Arbeit des Warenprodu­zenten tatsächlich für die Gesellschaft notwendig war, ob er seine Ware verkaufen kann oder nicht und welchen Preis er dafür bekommt.

Der Wert einer Ware ist keine feststehende Größe
Es ist daher kein Zufall, daß die bürgerlichen Ökonomen sich so intensiv mit den Markt­beziehungen beschäftigen. Weil sie sich aber auf die in den Marktbeziehungen auftretenden Widersprüche be­schränken, erkennen sie nicht, daß es sich hierbei um Er­scheinungsformen des Widerspruchs zwischen privater und gesellschaftlicher Arbeit handelt, der bereits in der Produktion vorhanden ist. Indem Waren sich zu ihren Werten austauschen, wird die zu ihrer Produktion gesellschaftlich notwendige Ar­beitszeit gleichgesetzt.

„Als Werte sind alle Waren nur bestimmte Maße festgeronnener Arbeitszeit!“ [8]

Daraus folgt, daß der Wert der Ware keine feststehende Größe sein kann, sondern sich mit der Veränderung der Produktionsbedingungen ebenfalls verändert. Wenn durch Steigerung der Arbeitsproduktivität die zur Herstellung einer Ware notwendige Arbeitszeit kürzer wird, sinkt auch der Wert dieser Ware. [9]

Das Geheimnis liegt im Warenaustausch
Der Wert ist aber nicht sichtbar, auch nicht seine Ver­änderungen. Der Wert tritt nur als Tauschwert in Er­scheinung, als ein quantitatives Verhältnis, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte ande­rer Art austauschen. Der sichtbare Tauschwert ist also in Wirklichkeit ein Verhältnis, das Verhältnis des Wertes zweier Waren. Hierbei handelt es sich nicht schlechthin um ein Verhältnis zwischen leblosen Dingen, wie es immer wieder in der bürgerlichen Ökonomie dargestellt wird, sondern um ein unter dinglicher Hülle verborgenes gesellschaftliches Verhältnis von Warenproduzenten.

Verschleierte Ursachen bei Preisänderungen
Die Veränderungen des Tauschwertes sind natürlich sichtbar. Aber diesen Veränderungen liegen die Wertver­änderungen beider Waren zugrunde. Daher gibt eine Veränderung des Tauschwertes keine Auskunft über die wirkliche Ursache dieser Veränderung. Die dadurch ob­jektiv gegebene Verschleierung der gesellschaftlichen Zusammenhänge wird noch mehr verstärkt, indem der Wert in Geld ausgedrückt wird und damit als Preis er­scheint. Der Preis drückt die Wertgröße einer Ware in Geld aus, aber er ist nicht mit dieser Wertgröße identisch.

Marktbeziehungen. Auf die Bewegung der Preise wirken auch Faktoren ein, die tat­sächlich nur aus den Marktbeziehungen zu erklären sind und deren Zusammenhang mit den Produktionsverhält­nissen nicht ohne weiteres nachzuweisen ist.
Angebot und Nachfrage. So führt das ständig wechselnde Verhältnis von Angebot und Nach­frage dazu, daß der Preis über den Wert steigt oder unter den Wert sinkt.
Fiktive Preise. Dazu kommt noch, daß in vielen Fällen der Preis überhaupt aufhört, Wertausdruck zu sein. Dinge, die in ökonomischem Sinne keine Waren sind, wie Ehre, Gewissen, Rechte, Privilegien oder auch Grund­stücke auf dem Mond, können einen Preis haben und da­mit Warenform erhalten, ohne daß ein Atom Wert da­hintersteckt.
Liebhaberpreise. Oder nehmen wir die sogenannten Lieb­haberpreise für seltene Briefmarken, Kunstwerke und andere Gegenstände, die ebenfalls keine Beziehung zur gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit haben.
Die Ware als ein Spekulationsobjekt
Es gibt im Kapitalismus, der höchsten Stufe der pri­vaten Warenproduktion, tatsächlich viele Waren, deren Preise nur aus den Marktbeziehungen erklärt werden können. Das ist eben nur möglich in einer Produktions­weise, in der infolge der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und des Privateigentums an den Produktionsmitteln die für die materiellen Existenzbedingungen der Gesellschaft notwendigen Gebrauchswerte als Waren produziert wer­den müssen. Gäbe es keine Warenproduktion, dann gäbe es auch keine Waren, kein Geld, keine Preise, keinen Kauf und Verkauf, keine Märkte.

Das Wertgesetz
Das wichtigste ökonomische Gesetz der Warenproduktion ist das Wertgesetz. Dieses ökonomische Gesetz und sein Wirken ist nicht immer gleich, sondern ist Modifi­kationen unterworfen, die sich aus veränderten gesell­schaftlichen Verhältnissen ergeben. Das schließt seine Allgemeingültigkeit für die Warenproduktion überhaupt nicht aus.

Das regelnde Prinzip der Warenproduktion
Die Warenproduktion entwickelt sich mit der gesell­schaftlichen Arbeitsteilung. Die damit verbundene Not­wendigkeit des Austausches der Arbeiten beziehungs­weise der Arbeitsergebnisse erfordert in zunehmendem Maße die Koordinierung der Arbeit der einzelnen Waren­produzenten. Aber unter den Bedingungen des Privat­eigentums ist eine gesellschaftliche Planung der Produk­tion unmöglich. Der gesellschaftliche Zusammenhang der privaten Produzenten und ihrer Arbeit kommt nur im Wert zum Ausdruck. Das regelnde Prinzip der Waren­produktion besteht darin, daß sich gleiche Werte gegen­einander austauschen.

„Der Wert einer Ware verhält sich zum Wert jeder andren Ware wie die zur Produktion der einen notwendigen Arbeitszeit zu der für die Pro­duktion der andren notwendigen Arbeitszeit.“ [10]

Das ist der allgemeinste Inhalt des Wertgesetzes, ganz gleich, in welcher Form und unter welchen Bedingungen sich dieses Gesetz durchsetzt.

Die brutale Wirkung des Wertgesetzes
Die gegenseitige Abhängigkeit der unabhängig vonein­ander produzierenden Warenproduzenten macht sich erst nach erfolgter Produktion auf dem Markt bemerkbar. Aber hier haben es Käufer und Verkäufer nicht mit dem für sie unsichtbaren Wert zu tun, sondern mit dem Preis, der nach oben oder unten vom Wert abweicht. Gerade das Abweichen der Preise vom Wert, das bis zur Unver­käuflichkeit der Ware gehen kann, macht es dem privaten Warenproduzenten mit brutaler Deutlichkeit klar, ob und in welchem Umfang seine private Arbeit als gesellschaft­lich notwendig anerkannt wird. Er wird bei Strafe seines Unterganges gezwungen, seine Produktion zu verändern.

Blind wirkende Regellosigkeit
So setzt sich das Wertgesetz als ein die Warenproduktion regelndes ökonomisches Gesetz gewaltsam hinter dem Rücken der Menschen durch. Karl Marx wies ausdrück­lich darauf hin, daß das nicht etwa eine Ausnahme oder ein Mangel sei, sondern voll und ganz einer Produktions­weise entspricht, „worin sich die Regel nur als blindwir­kendes Durchschnittsgesetz der Regellosigkeit durch­setzen kann“ [11].

Durch das Wirken des Wertgesetzes erfolgt in der auf Privateigentum beruhenden Warenproduktion eine Re­gulierung der gesellschaftlichen Produktion, die sich spontan, hinter dem Rücken der Warenproduzenten voll­zieht und sich teilweise direkt gegen sie auswirkt. Diese Regulierung setzt sich in Konflikten durch, in massen­hafter Vernichtung von Werten, in Krisen, Ruin und Ar­beitslosigkeit.

Die Anarchie der kapitalistischen Produktion
Gleichzeitig zwingt es zur Weiterentwicklung der Pro­duktivkräfte, zur Steigerung der Arbeitsproduktivität. Aber diese Weiterentwicklung ist anarchisch, geht auf Kosten vieler Warenproduzenten vor sich und führt zwangsläufig zu einer weitgehenden Differenzierung zwi­schen ihnen. Nicht die privaten Warenproduzenten beherrschen ihre eigenen gesellschaftlichen Verhältnisse, beherrschen die ökonomischen Gesetze, sondern sie werden von den Ge­setzen beherrscht.

„Ihre eigne gesellschaftliche Bewegung besitzt für sie die Form einer Bewegung von Sachen, unter deren Kontrolle sie stehen, statt sie zu kontrol­lieren.“ [12]

MONEY, MONEY oder „Der Tanz ums Goldene Kalb“
Diese spontane Regulierung der gesellschaftlichen Pro­duktion privater, unabhängig voneinander arbeitender Produzenten durch das Wertgesetz ist das Ergebnis einer langen Entwicklung. Jahrtausende vergingen, bis sich aus dem einzelnen, zufälligen Austausch von Arbeitsproduk­ten die durch das Geld vermittelte Warenzirkulation ent­wickelte. Auch das Geld entstand und entwickelte sich erst mit der Entwicklung und allseitigen Entfaltung der Warenproduktion.

Wurde in der Bibel noch der Tanz um das Goldene Kalb als eine zu verdammende Entartung angeprangert, so ist heute das Geld der Gott aller Götter. Der Ausspruch „Das Geld regiert die Welt“ kennzeichnet einen Zustand, der der kapitalistischen Warenproduktion als der höchsten Form privater Warenproduktion ent­spricht.

Wo kann man das alles nachlesen?
Karl Marx: Das Kapital, Erster Band, Kapitel 1 bis 3.

Literaturnachweis
[1] Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Marx/Engels: Werke, Bd. 23, S. 49.
[2] ebd., S. 57.
[3] ebd., S. 50.
[4] ebd., S. 53.
[5] ebd., S. 57.
[6] ebd., S. 56ff.
[7] ebd., S. 53.
[8] ebd., S. 54.
[9] ebd.
[10] ebd.
[11] ebd., S. 117.
[12] ebd., S. 89.
Quelle:
Walter Schellenberg: „Grundkurs zum Kapital“. Dietz Verlag Berlin, 1972, S. 43-52.
(Formatiert u. Zwischenüberschriften eingefügt. N.G.)
pdfimage Walter Schellenberg – Grundkurs zum Kapital

Nun wollen wir abschließend die Frage klären: Ist die BRD ein untergehendes Land? Sicher kann man mit Recht davon reden, daß die Ukraine ein untergehendes Land ist. Aber nicht etwa, weil Rußland  die Absicht hätte, die Ukraine zu okkupieren, wie das die Kriegstreiber in der BRD und in der NATO immer wieder behaupten, sondern, weil das faschistische Regime im Auftrag der US-amerikanischen Sponsoren seine männliche Bevölkerung als Kanonenfutter an die Front liefert. Die Wirtschaft der Ukraine wurde seit dem faschistischen Majdan-Putsch 2014 fast völlig ruiniert. Die herrschende Klasse ist dermaßen korrupt, daß sogar die vom Westen gelieferten Waffen insgeheim verscherbelt wurden. Und ein Großteil der Bevölkerung wurde in russenhassende Zombies verwandelt. Das beginnt schon im Kindesalter, wenn Banderafaschisten ihre naziastische Propaganda in Kindergärten und Schulen verbreiten.
Mit dem Sieg der Sowjetunion über den deutschen Faschismus im Jahre 1945 endete der kometenhafte Aufstieg Hitlerdeutschlands, endeten die wilden Träume der Nazis von einer Siegesparade auf dem Roten Platz in Moskau, und von der Inbesitznahme der Naturreichtümer und Rohstoffe der sozialistischen Sowjetunion. Doch damit war die Geschichte des Faschismus in Deutschland noch nicht beendet. Nur in der DDR wurde der Faschismus mit der Wurzel ausgerottet. In Westdeutschland geschah nichts dergleichen, stattdessen kamen die Nazis ungeschoren davon, wurden die alten Strukturen wieder aufgebaut und der Faschismus erhielt neue Nahrung. Auch heute gibt es in der BRD monopolkapitalistische Produktionsverhältnisse, auch heute gibt es imperialistische Bestrebungen und die Gier nach fremden Reichtümern und Rohstoffen. Noch nie war die BRD ein souveränes Land. Das traurige Schicksal der Ukraine ist in der BRD nur dann zu vermeiden, wenn sich die gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegend ändern. Der Kapitalismus wird untergehen. Doch dazu bedarf es einer revolutionären Situation – und die ist im Moment nicht zu erwarten.


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