Deutschland – verraten und verkauft. Hintergründe und Analysen“. Zeitgeist Print & Online, Klappenbroschur, 320 Seiten, März 2021, ISBN: 978-3-94300-34-3, Autor Wolfgang Bittner
ZIVILISATION
AM SCHEIDEWEG
Buchtipp von Harry Popow
Die Kriegsgefahr wächst von Tag zu Tag. In Südosteuropa probt die NATO mit dem Manöver „Defender 2021“, an dem – trotz Coronapandemie – 28.000 Soldaten teilnehmen, den Marsch auf Moskau. 26 Staaten nehmen teil, darunter die Ukraine, Georgien und Moldawien, und auch Deutschland ist angetreten. Die USA haben Kriegsschiffe ins Schwarze Meer entsandt, sie rüsten die Ukraine weiter auf, in Polen und den baltischen Staaten stehen ihre Raketen. Zugleich wird Russland als Aggressor hingestellt, weil es seine Truppen an der Südwestgrenze verstärkt.
In dieser neuerlichen bedrückenden Situation
durchleuchtet der Autor Wolfgang Bittner mit seinem neuesten
politischen Sachbuch „Deutschland – verraten und verkauft“ die
Hintergründe der von den USA und ihren westlichen Vasallen
ausgehenden Aggressions- und Kriegspolitik. Wie schon in seinen
Büchern „Die Eroberung Europas durch die USA“ (2014) und „Der
neue West-Ost-Konflikt“ (2019) nimmt Bittner kein Blatt vor den
Mund. Sein Buch fordert Leser und Leserinnen auf, Stellung zu
beziehen, sich gegen die Kriegsgefahr und für eine friedliche
Zukunft zu engagieren, die unter der kriminellen Regie der USA immer
aufs Neue riskiert wird.
Überwältigend ist die Themenfülle
auf insgesamt 312 Seiten. Eine erste Orientierung bietet der
Klappentext: Zunächst geht es um die geopolitische Bedeutung
Eurasiens, sodann um das Aggressionsbündnis gegen Russland und China
und um den unipolaren Machtanspruch der USA, nicht zuletzt um das
Versagen der Medien. Ein längeres Kapitel behandelt die Coronakrise
mit Aufklärung über den sogenannten „Great Reset“.
Um
Missverständnissen vorzubeugen, sei einem gewissen Michel ins
Stammbuch geschrieben: Wer die Pandemie völlig ignoriert, ist ein
Dummkopf. Wer sie überbewertet und ihr mit Zwangsmaßnahmen
beikommen will, handelt gefährlich. Wer sie als Sprungbrett für
eine die Seele verarmende zukünftige Digitaldiktatur im Sinne des
Profits nutzt und dafür wirbt, ist ein Verbrecher.
Die
Nebelwerfer
Jeder kennt
sie, die „Wahrheitsvermittler“ aus Funk, Fernsehen und Zeitungen.
Was da alltäglich an Lügen und Verleumdungen, an Verschleierungen
der wahren Hintergründe auf die Hörer und Leser der sogenannten
Qualitätsmedien einprasselt, das ist bewusste Sinnentleerung. Es
sind hohle, nichtssagende und somit substanzlose Sprachformeln, die
nicht nur abstoßen, sondern massiv dazu beitragen, die geistige
Beweglichkeit der Bürger stark einzuschränken, sie zu
entpolitisieren. Dass dies kein Unvermögen ist, sondern bewusste
Irreführung zur Sicherung der eigenen Macht, darauf verweist der
Autor an zahlreichen Stellen seines Buches.
Wolfgang
Bittner wird nicht müde, den Lesern einige Beispiele aus diesem
Wortschwall der Verdummung vor Augen zu führen. Seite 43: So wird
von Bundespräsident Steinmeier auf die „zunehmend
destruktive Dynamik der Weltpolitik“
hingewiesen, die er Russland anlastete. Er hob die „außenpolitische
Verantwortung“ hervor, die sich
„konkret bewähren“
müsse. Er forderte, im Einvernehmen mit der Bundeskanzlerin Angela
Merkel, eine „Ausweitung des deutschen
Bundeswehr-Engagements“, und
das Hauptbetätigungsfeld für die Bundeswehr sieht er im Osten
Europas.
Dass
Steinmeier, der schon als Außenminister gegen Russland und Syrien
polemisierte, fordert, „die Würde des Menschen zum
Maßstab staatlichen Handelns“
zu machen, hält Bittner für Heuchelei; ebenso dessen Insistieren
auf die „deutsche Schuld“.
Theatralik und eine kaum zu überbietende scheinheilige Demutshaltung
sprächen aus den Worten des Bundespräsidenten anlässlich des
Gedenkens an die Opfer des Zweiten Weltkrieges 2019 in Warschau:
„Dieses Amerika hat der Welt die Augen geöffnet für die
unbändige Kraft der Freiheit und der Demokratie – gerade auch uns
Deutschen (…) Und die Macht von Amerikas Ideen und Werten, seine
Weitsicht, seine Großzügigkeit haben diesem Kontinent eine andere,
eine bessere Zukunft eröffnet“
(Seiten 80, 81).
Das betrügerische Spiel mit Worten ist ein
Endlosband. Beispielsweise wenn Ursula von der Leyen sagt: „Europa
muss auch die Sprache der Muskeln lernen (...)“
(Seite 89), wenn Wolfgang Schäuble erklärt, die Corona-Krise sei
eine „große Chance“
für die Durchsetzung von bisher stagnierenden Vorhaben in der
Europäischen Union (Seite 223) und Angela Merkel beschwichtigt:
„Eine Pandemie darf nie Vorwand sein, um demokratische
Prinzipien auszuhebeln“ (Seite
246). Annegret Kramp-Karrenbauer behauptet auf der Münchner
Sicherheitskonferenz 2020, von Russland gehe eine Bedrohung aus, und
die NATO müsse ein „sehr, sehr starkes Signal“
an Moskau senden. Russland sei kein Freund Deutschlands, besonders
wichtig sei die Abschreckung (Seite 45).
Auch die
Nordsee-Pipeline und Nawalny dürfen in diesem Bedrohungsszenario
nicht fehlen, in dem es darum geht, Interessenpolitik für die USA zu
betreiben. Ob es die Militäraktionen gegen Luhansk und Donezk nach
dem provozierten Putsch in der Ukraine waren, die Provokationen Kiews
am Asowschen Meer, der Krieg in Syrien, die Affäre um den
Doppelagenten Sergej Skripal, die Lügen im Fall Nawalny oder jüngst
die erneuten völkerrechtswidrigen Interventionen gegen Nord Stream
2: Die Unterstützer dieser Anbiederungspolitik aus den Parteien der
CDU, SPD, FDP und der Grünen werden von Bittner benannt (Seite
68).
Den „Exponenten paternalistischer Willkür“,
Markus Söder, der angetreten ist, Deutschland aus der Coronakrise zu
retten, zitiert der Autor mit den Worten: „Aus bösen
Gedanken werden böse Worte und irgendwann auch böse Taten“
(Seite 242). Deswegen soll „die sektenähnliche Bewegung
der ‚Querdenker‘ und anderer vergleichbarer Gruppierungen“
vom Verfassungsschutz überwacht werden.
Feinde
sollen zerstört werden
Wolfgang
Bittner stellt die Frage, was das für Menschen sind, „die
über das Schicksal anderer, womöglich über den Fortbestand der
Welt bestimmen“. Er stellt
fest, dass sich der West-Ost-Konflikt „zu einer
existenziellen Gefahr für ganz Europa und inzwischen auch für China
entwickelt“ hat und zitiert
dazu den ehemaligen US-Außenminister Mike Pompeo, der von einer
„zentralen Bedrohung“
der westlichen Wertegemeinschaft durch Russland und China ausgeht und
2020 in München sagte: „Wir müssen jede Minute darauf
konzentriert sein, unsere Feinde zu zerstören“ (Seite
29). Deswegen müsse auch der deutsche Militäretat erhöht
werden.
Die militärische Einkreisung Russlands sowie die
Manöver der US-Kriegsflotte im Ostpazifik und im Mittelmeer seien
eine große Gefahr für den Weltfrieden und könnten schon bei
Fehlhandlungen jederzeit einen großen Krieg auslösen, so der Autor.
„Für Deutschland als unsinkbarem Flugzeugträger der USA
würde das die totale Vernichtung bedeuten“
(Seite 55). Dennoch bereite sich die Bundeswehr auf den Ernstfall
vor. Politiker forderten die „nukleare Teilhabe“,
in Auftrag gegeben seien vier Kampfschiffe, gekauft werden sollen 45
amerikanische F-18-Kampfjets, die in Deutschland gelagerte
US-Nuklearwaffen transportieren können – es gehe um die
Ausstattung der Bundeswehr für ihre Führungsrolle als „Speerspitze“
der NATO gegen Russland (Seite 63). Dabei werde geflissentlich
übersehen, dass sich Deutschland im Fadenkreuz der russischen
Raketenabwehr befinde.
Das
Virus als „geniale Waffe“
Den
Bezug zur aktuellen Politik stellt der Autor unter anderem mit einem
Zitat des Psychiaters und Psychoanalytikers Hans-Joachim Maaz zur
Corona-Pandemie her: Das Virus sei „praktisch die geniale
Waffe, eine neue Weltordnung zu schaffen“ (Seite
272). Mit der Infektions- und Todesangst würden „jeder
Protest und auch alle Gegenbeweise im Keime erstickt (...)“.
Bittner schreibt, dass „bei der Einhegung der
Covid-19-Epidemie sowohl Grundrechtsverstöße, Panikmache und
Fehlinformationen als auch überbordender Aktionismus der
Bundesregierung und der Behörden zu registrieren“
seien (Seite 277). Wesentliche Fragen zu Covid-19 seien nicht
beantwortet worden, so zum Beispiel die Rolle der
„Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung“, die 2000 beim
Weltwirtschaftsforum in Davos gegründet wurde. Sie verfügt über
ein Kapital von 46,8 Milliarden US-Dollar (Seite 288), sponsert
zahlreiche Institutionen und setzt sich weltweit für den Zugang zu
Impfungen ein.
Wer will bezweifeln, fragt der Autor, dass
durch die Geldleistungen und Investitionen der Gates-Stiftung
„manifeste Einflussmöglichkeiten“
auf die Pharmaindustrie, wissenschaftliche Institute und Medien
bestehen? Er zitiert den Investigativjournalisten Ken Jebsen, der
sagt: „Wer jetzt nicht aufsteht, wacht in der Diktatur
auf“. Das belege die Aussage
des Gründers und Geschäftsführers des Weltwirtschaftsforums, Klaus
Schwab, „die Welt, wie wir sie in den ersten Monaten des
Jahres 2020 kannten“, gebe es
nach der Coronakrise nicht mehr. Offensichtlich gehe es „um
eine lang vorbereitete Agenda zur Neuordnung der gesamten
Weltwirtschaft“. Dieser
beabsichtigte „Great Reset“ solle der Öffentlichkeit „als
Wandel von Globalisierung hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft“
verkauft werden (Seite 252), wodurch dann die demokratische Kontrolle
dauerhaft entfiele.
Die bekannte US-amerikanische Journalistin
Diana Johnstone kommt zu dem Schluss, man konzentriere sich „auf
digitale Innovation, massive Automatisierung durch ‚künstliche
Intelligenz‘ und schließlich sogar auf die ‚Verbesserung‘ des
Menschen, indem sie ihn künstlich mit einigen Eigenschaften von
Robotern ausstatten“. Sie
warnt vor dem Weltwirtschaftsforum als einer „Kombination
aus kapitalistischer Beratungsfirma und gigantischer Lobby“,
die eine „vierte Industrielle Revolution“
vorbereiten soll (Seite 266). Der Autor stellt deshalb die Frage, wie
es sein kann, dass die „Geldaristokraten“,
die nicht einmal 0,001 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, sich
anmaßen, „die Welt im Sinne ihrer neoliberalen,
faschistoiden Ideologie für freien Handel, offene Grenzen und eine
Weltbevölkerung unter einer ihnen gemäßen ‚Direktion‘ zu
verändern“. Dies alles unter
dem militärischen Schirm der USA.
Fazit
Nun mag sich mancher Leser fragen, wer denn außer den USA das deutsche Volk - die Arbeiter und Bauern, den Mittelstand, die Beamten und Wissenschaftler - verraten und verkauft hat? Sind dies nicht die deutsche Monopolbourgeoisie und ihre politischen Marionetten, die in Westdeutschland nach 1945 mit Hilfe der Westmächte wieder das Sagen hatten und mit dem Beitritt zur NATO das Land als militärische Speerspitze gen Osten zur Verfügung stellten? Und dies bis heute? Auch Westdeutschland hätte die Chance gehabt, endgültig und für alle Zukunft einen friedlichen Weg zu beschreiten (siehe Stalin-Note). Man denke an jenen östlichen Teil Deutschlands, der das Potsdamer Abkommen erfüllt, dem westlichen Machtstreben 40 Jahre lang Paroli geboten und 1989 rücksichtslos vom Kapital annektiert wurde. Das bleibt unvergessen.
Der US-amerikanische Ökonom und Publizist Paul Craig Roberts ist der Auffassung, die Grenzen seien gezogen: „Wenn die Menschen in Amerika nicht zu Verstand kommen und die Kriegstreiber in Washington hinauswerfen, ist Krieg unsere Zukunft“. Das ist zutiefst erschreckend. Und plötzlich fällt es wie Schuppen von den Augen: Die Situation ist unerträglich! Aber wie soll es weitergehen? Bittner ist zu danken, dass er dazu eine Antwort gibt. Er ruft demokratische Organisationen wie Gewerkschaften, Kirchen und Universitäten dazu auf, sich für Frieden und Abrüstung zu engagieren, Und er hegt die Hoffnung auf die Reorganisation einer starken Friedensbewegung, „die viele Menschen auf die Straße bringt und gegebenenfalls einen Generalstreik ausrufen kann“, wenn der Leidensdruck der Menschen weiter steigt. Das könnte in der Tat eine Perspektive sein. Es ist ernst, die Zivilisation steht am Scheideweg.
Wolfgang Bittners Buch bietet einen umfassenden, differenzierten Blick auf die heutige politische Lage, und es enthält zahlreiche Hinweise (541 Fußnoten), anhand derer man sich zu vielen Themen weiter informieren kann. Ein wichtiges und mutiges Buch, das uneingeschränkt zu empfehlen ist.
Deutschland – verraten und verkauft. Hintergründe und Analysen. Zeitgeist Print & Online, Klappenbroschur, 320 Seiten, 33 Abb., Höhr-Grenzhausen, März 2021, 19,90 €. ISBN: 978-3-94300-34-3.
Wolfgang
Bittner lebt als Schriftsteller und Publizist in
Göttingen. Der promovierte Jurist schreibt Bücher für Erwachsene,
Jugendliche und Kinder. Er erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen
und ist Mitglied im PEN. Von 1996 bis 1998 gehörte er dem
Rundfunkrat des WDR an, von 1997 bis 2001 dem Bundesvorstand des
Verbandes deutscher Schriftsteller. Ausgedehnte Reisen führten ihn
nach Vorderasien, Mexiko, Kanada und Neuseeland, Gastprofessuren 2004
und 2006 nach Polen. Wolfgang Bittner war freier Mitarbeiter bei
Zeitungen, Zeitschriften, Hörfunk und Fernsehen und hat mehr als 60
Bücher veröffentlicht, darunter die Romane „Der Aufsteiger“,
„Niemandsland“ und „Die Heimat, der Krieg und der Goldene
Westen“.
SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSs
Diese sechs kritischen und hochaktuellen Artikel darf ich den Lesern dieses Blogs ans Herz legen. Sie wurden mir soeben von „Kritisches Netzwerk“, Redakteur Helmut Schnug, freundlicherweise übersandt.
Es ist doch nur... Es sind doch nur... Stell dich nicht so
an!
bitte erst den kurzen Text, dann die beiden Videos darunter -
lohnt
sich!
https://kritisches-netzwerk.de/forum/es-ist-doch-nur-es-sind-doch-nur-stell-dich-nicht-so
Gesellschafts-
und Zeitkritik von Erich Kästner: Große
Zeiten
https://kritisches-netzwerk.de/forum/gesellschafts-und-zeitkritik-von-erich-kaestner-grosse-zeiten
Finger
am Abzug
https://kritisches-netzwerk.de/forum/finger-am-abzug
Müssen
die Politiker weg? Oder
wir?
https://kritisches-netzwerk.de/forum/muessen-die-politiker-weg-oder-wir
#Impfapologeten
erweisen sich als apokalyptische
Reiter
https://kritisches-netzwerk.de/forum/impfapologeten-erweisen-sich-als-apokalyptische-reiter
Natürlich
darf man die Regierung auch weiterhin kritisieren, ABER . .
https://kritisches-netzwerk.de/forum/natuerlich-darf-man-die-regierung-auch-weiterhin-kritisieren-aber
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