Donnerstag, 4. April 2019

WESTLICHE VERDUMMUNG - Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait


Entnommen: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25782

Kultureller Verfall der USA und Europas

Eine vergnügungssüchtige, gedankenlose Gesellschaft

Von Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait

Die generelle Verdummung der westlichen Gesellschaft ist sicherlich nicht nur auf das Wirken elektronischer Medien zurückzuführen, denn sie hat auch mit dem Wirtschaftssystem zu tun, in dem diese Medien eingesetzt werden. In der Tat ist nicht nur Donald Trump ein Produkt des kulturellen Verfalls der USA, dem auch ein Großteil der US-Amerikaner unterliegt, sondern auch alle vorhergehenden US-Präsidenten seit George H.W. Bush, alle EU-Staatschefs und führende Medien-Redaktionen. Illusion und falsche Vorstellungen werden für sie zunehmend zur Realität. Nur durch eine Rückbesinnung auf Literatur, Kunst und den persönlichen Umgang kann man der digitalen Verdummung und Selbsttäuschung entgegentreten, meint Chris Hedges ganz richtig in seinem lesenswerten Artikel „Das verdummte Volk. Donald Trump ist ein Produkt des kulturellen Verfalls der USA.“ Aber seine Antwort reicht nicht. Hier ist die Frage nach dem Wirtschafts- und nach der Gesellschaftsordnung aufzuwerfen, die sicherlich auch eine zentrale Rolle spielt. Kurz: Es stellt sich die Systemfrage.


Zusammenhangslosigkeit

Aber Chris Hedges beobachtet zutreffend: Elektronische Bilder beherrschen einen Großteil der Weltöffentlichkeit. Redaktionen, Politiker und Journalisten interpretieren die Realität mittels der Verzerrungen, die die Medien verbreiten, auf digitalen oder althergebrachtem analogen Weg.

Westliche Massenkommunikationsmedien verkörpern die Zusammenhangslosigkeit des modernen digitalen Zeitalters. Selten hält etwas die Aufmerksamkeit des Zuschauers länger als ein paar Sekunden. Nichts steht im Kontext. Bilder überwältigen Worte. Der Zuschauer ist endlos verwirrt, zerstreut, doch stets unterhalten. Er erinnert sich kaum, was er wenige Minuten zuvor gesehen oder gehört hat.

Das Fernsehen inszeniert die Welt der US-Amerikaner und der EU-Europäer. Das Phänomen ist sicherlich nicht auf Donald Trump zu reduzieren, selbst wenn er es besonders eindringlich verdeutlicht. Es handelt sich um ein Phänomen, das unsere gesamte kulturelle Welt umfasst und so die gesamte Gesellschaft. Fast jeder Kommentar, jede politische Diskussion verdeutlicht die vorherrschende Zusammenhangslosigkeit.


Donald Trump als erster US-Präsident hart gegen Falschmeldungen

Es ist gerechterweise darauf aufmerksam zu machen, dass gerade Donald Trump der erste US-Präsident ist, der sich hart und öffentlichkeitswirksam gegen die medial verbreiteten Fälschungen, die „Fake News“, stellt und die derart agierenden Medien anprangert. Dass er solche Medien, und es sind Medien mit riesigen Reichweiten, mit keinem Blatt vor dem Mund zurückweist, bringt ihm weitere allgemeine Gehässigkeit dieser Medien und ihrer Journalisten ein. Überall.


Abhängigkeit von elektronischen Bildern: Prekärer geistiger Zustand

Die Zuschauer huldigen der Macht und der Prominenz, die die digitalen Bilder vermitteln. Ihnen gefallen die Fantasien und Sensationen, die diese Bilder verbreiten. Die Abhängigkeit von elektronischen Bildern hat die europäische- und die US-Gesellschaft in einen isolierten, uninformierten, entfremdeten, sensationslustigen und ungebildeten Zustand versetzt.

Dieser prekäre geistige Zustand begünstigt jede Art von Propaganda durch diejenigen, die die Produktion dieser Bilder und ihre Verbreitung kontrollieren können.

Konstruierte Lügen und falsche Darstellung der Wirklichkeit beherrschten die Weltöffentlichkeit schon vor Trump, schon 1991, als Präsident George H.W. Bush, den ersten Krieg gegen den Irak orchestrierte und führte. Dank seiner Erfahrung mit der Macht als ehemaliger CIA-Chef konnte er mittels direkter, schneller Telefonate überall in der Welt „seine Wahrheit“, sein Narrativ der Dinge durchsetzen, um den Krieg gegen den Irak zu propagieren. Er ließ auch entsprechende PR-Profis für sich arbeiten, die die erforderlichen Horrorlügen glaubhaft mit Bildern im Fernsehen und in der Presse zu verbreiten wussten.


Redakteure als Zuträger der Machtpolitik

Solche Meinungsmanipulation mit Lügen, Finten und Verleumdung gab es schon immer vor jedem Krieg, vor dem Irak-Krieg 1991 wie danach, 2003 anlässlich des zweiten Irak-Kriegs und 1999 vor, während und nach dem NATO-Angriff auf Rest-Jugoslawien, als das Manipulationspotential der Medien - Mitglieder der ARD eingeschlossen - mit ihrer Böswilligkeit und ihren Diffamierungen unkontrolliert ausgespielt wurde. Redakteure haben ihren Berufsethos, ihre Aufrichtigkeit und Integrität aufgegeben und sind stattdessen Zuträger der Machtpolitik geworden. Auf diese Weise verfallen sie in Lug und Trug und entblößen ihre Arbeit als falsch, als Urheber von Fake News.


Von der Realität abgeschnitten

Leser und Zuschauer sind der Bevormundung unterworfen. Presse und Fernsehen, einschließlich der Nachrichten, reduzieren jegliche Realität auf infantile Simplizität. Die Nachrichten, die auf dem Bildschirm präsentiert werden, bieten degenerierte Fotos oder eine Pseudo-Realität. Im Grunde sind Nachrichten und Debatten im Fernsehen von der Realität abgeschnitten: Sie fußen gedankenlos auf den herrschenden Dogmen der Mächtigen, und zwar auf Neoliberalismus, Militarismus und US-Herrschaft. Und wenn sich einmal die Aktualität nicht in dieses Schema einordnen oder zurechtbiegen lässt, wird sie einfach unterschlagen und falls nötig, von ihr abgelenkt. Der Presseclub am Sonntag 24.3.2019 ist ein erbärmlicher Beweis für solche skandalöse Ablenkung und Unterschlagung. Er befasste sich mit dem Thema des so genannten Klimaschutzes oder möglicher Klimakatastrophe als gezieltes Manöver, um die Öffentlichkeit vom Thema der Modernisierung der Atomwaffen durch die USA, das ausbleibende Abrüsten und die notwendige Aufkündigung des Truppenstationierungsvertrages abzulenken. Niemand soll auf die Idee kommen, den Atomtod und radioaktive Verseuchung Europas als Gefahr zu erkennen, die sofort gebannt gehört. Für das Klima engagieren sich vor allem die politisch unterentwickelten Grünen und ihre infantilen Kader. Wichtige aktuelle Ereignisse, die verschwiegen werden, sind: Der Iran, Irak, Türkei und Syrien festigen ihr regionales Bündnis; die Türkei entfernt sich von der US/NATO/EU und nähert sich Eurasien an; Italien schließt sich Chinas Initiative der Neuen Seidenstraße an. Offensichtlich sind deutsche Redaktionen diesen brisanten Themen nicht gewachsen, um sich professionell mit ihnen zu befassen, oder das ist ihnen untersagt.


Propagandistischer Diskurs ohne historische Perspektiven, ohne Kontext

Brisante Themen mit Fakten anzugehen, ist für diese hinterhältige von ganz oben manipulierte Tendenz nicht von Bedeutung, eher nicht erwünscht. Niemals wird über Fakten diskutiert, nur über Perzeption und Befindlichkeiten, die mit lancierten Schlüsselbegriffen, „buzz-words“, bestimmte Einstellungen der Medienkonsumenten verstärken oder auslösen sollen, was oftmals mittels Umfragen überprüft wird. Der propagandistische Diskurs erlaubt keine Zeit für historische Perspektiven, für Kontext. Qualifizierte Professionalität hat keinen Vorrang. Es geht eigentlich nur um Einstellungen und Präferenzen in der Bevölkerung, um die bestehenden Machtverhältnisse sicherzustellen. Aufklärung, Analyse, Erkenntnisse sind dafür nicht erforderlich.


Allgemeine Verstümmelung menschlicher Fähigkeiten begünstigt herrschende Verhältnisse

Fernsehen, Computer und Smartphones haben eine Generation vergnügungssüchtig, gedankenlos gemacht und sie darauf konditioniert, sich in dem gleichen irrationalen, zusammenhanglosen Gebrabbel zu äußern, mit dem sie Tag für Tag gefüttert wird. Diese allgemeine Verstümmelung menschlicher Fähigkeiten begünstigt die herrschenden Verhältnisse, in denen Fachleute ausgeklügelte Systeme der gesellschaftlichen Kontrolle in den Dienst der Machthaber stellen. Sie bezwecken, Konsumenten und Staatsbürger zu manipulieren, um die herrschenden Machtverhältnisse zu festigen und zu erhalten. Es sind gerade die herrschenden Machtgruppen, die dahinter stehen. Der Status Quo für die Mächtigen muss weiter unantastbar bleiben. Gerade die herrschenden Gruppen und jene, die ihren Anordnungen folgen – wissenschaftlich, technisch versierte Redakteure, die die Verhaltensregeln und die Funktion der Gesellschaft erklären, sind die Urheber der gezielten Manipulation und des Verfalls der Kultur, so dass sich Menschen effektiver beeinflussen und steuern lassen.


System von Manipulation, Diktat, Lug und Trug muss verschwinden

Dieses herabwürdigende Manipulationssystem ist dezidiert abzulehnen. Soll sich die Gesellschaft selbstbestimmt demokratisch entwickeln und sich der Rechtsstaat behaupten, muss dieses System von Manipulation, Diktat, Lug und Trug definitiv verschwinden und durch eine von der Gesellschaft kontrollierten, professionellen Darstellung und Kommentierung der Ereignisse ersetzt werden. Die Selbstbestimmung und Selbstermächtigung der Staatsbürger gehört auf die politische Tagesordnung.


Verfasst am 25.3.2019 unter Bezugnahme auf „Das verdummte Volk. Donald Trump ist ein Produkt des kulturellen Verfalls der USA“ von Chris Hedges, Rubikon, 8.3.2019
Luz María de Stéfano Zuloaga de Lenkait ist chilenische Rechtsanwältin und Diplomatin (a.D.). Sie war tätig im Außenministerium und wurde unter der Militärdiktatur aus dem Auswärtigen Dienst entlassen. In Deutschland hat sie sich öffentlich engagiert für den friedlichen Übergang der chilenischen Militärdiktatur zum freiheitlichen demokratischen Rechtsstaat, u.a. mit Erstellen von Gutachten für Mitglieder des Deutschen Bundestages und Pressearbeit, die Einheit beider deutschen Staaten als ein Akt der Souveränität in Selbstbestimmung der beiden UN-Mitglieder frei von fremden Truppen und Militärbündnissen, einen respektvollen rechtmäßigen Umgang mit dem vormaligen Staatsoberhaupt der Deutschen Demokratischen Republik Erich Honecker im vereinten Deutschland, für die deutsche Friedensbewegung, für bessere Kenntnis des Völkerrechts und seine Einhaltung, vor allem bei Politikern, ihren Mitarbeitern und in Redaktionen. Publikationen von ihr sind in chilenischen Tageszeitungen erschienen (El Mercurio, La Epoca), im südamerikanischen Magazin “Perfiles Liberales”, und im Internet, u.a. bei Attac, Portal Amerika 21, Palästina-Portal. Einige ihrer Gutachten (so zum Irak-Krieg 1991) befinden sich in der Bibliothek des Deutschen Bundestages.

Online-Flyer Nr. 699 vom 03.04.2019





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